Brandgefahr

Eine Brandgefahr besteht bei anorganischen Ausgangsstoffen und Substraten nicht. Organische und synthetische Produkte sind aber entzündbar und brennbar. Torf ist entzündbar, wenn er sehr trocken ist und einer Brandgefährdung durch beispielsweise offenes Feuer, brennende Zigaretten oder Schweißarbeiten ausgesetzt ist. Generell werden organische Substrate annähernd kulturfeucht geliefert, wodurch ein Entzündungsrisiko nicht gegeben ist. Eine zu trockene, offene Lagerung loser Ware erhöht selbstverständlich das Brandrisiko. Bei bestimmten Voraussetzungen kann es in Ausnahmefällen zu einer Selbsterhitzung des Materials und zu Brandgefahr kommen, was nicht nur für Torf gilt. Der Lagerung ist daher höchste Aufmerksamkeit zu schenken.

Polystyrol und Polyurethan entwickeln bei Erwärmung beißenden Rauch und Dämpfe, weshalb sie nicht gedämpft werden dürfen. Harnstoffformaldehyd erzeugt toxische Dämpfe, wenn es gedämpft wird(1) .

Selbsterhitzung von Torf


Alle organischen Substratausgangsstoffe, Kultursubstrate und Blumenerden können in Mieten oder Haufen unter bestimmten Bedingungen selbsterwärmen. Bei der Rohstoffgewinnung, -verarbeitung und -lagerung ist Selbsterhitzung am besten bei Torfen bekannt. CATTIVELLO (pers. Mitteilung 2015) berichtet von der Selbsterhitzung von Kokosmark in einer Miete.

Die bei der Selbsterwärmung mikrobiell und chemisch bedingten stofflichen Umsetzungen führen zu Veränderungen der biologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften des Torfes, die ihrerseits zu negativen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum führen können. Selbsterhitzung kann sowohl beim Torf- beziehungsweise Substratproduzenten als auch beim Gärtner zu nicht unerheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. BRAGG(2) führt aus, dass alle Torfproduzenten irgendwann mit dem Problem der Torfselbsterhitzung konfrontiert werden. Dies kann heute nicht mehr pauschal behauptet werden, da der Torf- bzw. Substratproduzent Selbsterhitzung durch strenge kontinuierliche Temperaturüberwachung der Torfmieten und -lager zu verhindern sucht.

Wie es zur Selbsterhitzung kommen kann und welche mikrobiologischen und chemischen Prozesse dabei ablaufen, kann in verschiedenen (meist älteren) Literaturquellen nachgelesen werden (s. (3) (4) (5) (6) ).

NIGGEMANN(3) fasst folgende Wirkungen selbsterhitzter Torfe zusammen:

  • Abnahme der Porenstruktur und der Wasserspeicherfähigkeit
  • Schwund an organischer Substanz und erhöhter Gehalt an Asche
  • eingeschränkte Wiederbenetzbarkeit
  • Abnahme des pH-Wertes bei gleichzeitiger Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit
  • Anwesenheit physiologisch wirksamer Torfabbauprodukte in phytotoxischer Konzentration (Hemmstoffe)


GORDON(7) führt aus, dass sich stark selbsterhitzter Sodentorf pflanzenschädigend auswirkt, mäßig selbsterwärmter Torf hingegen manchmal eine stärkere Wachstumsförderung als Torf von nicht erwärmten Teilen derselben Miete zeigt. KURZMANN(8) führt den erhöhten Gehalt an Phenolverbindungen als Ursache für gehemmtes Pflanzenwachstum an Kulturpflanzen an, jedoch wurden keinerlei Mangel- oder Schadsymptome bei Blumenkohl, Tabak, Salat und Zinnien beobachtet. PUUSTJÄRVI(9) nennt die Abnahme der Partikelgröße der Torfteilchen, die für die Herabsetzung der Wasserspeicherfähigkeit mitverantwortlich ist, als mitverantwortlich für beginnende Selbsterwärmung. Der Abbau der für die Wasserspeicherung wichtigen Membranbestandteile der Sphagnum-Zellen führt durch Strukturzerfall und geringere Korngrößen zu einem höheren Volumengewicht selbsterhitzter Torfe. RANNEKLEV(10) berichtet von einer signifikant höheren bakteriellen und pilzlichen Biomasse in selbsterhitzten Torfen verglichen mit nicht selbsterhitztem Torf.

Erkennen von selbsterhitztem Torf

Temperaturüberwachung und Torfrohstoffkontrollen müssen ausschließen, dass selbsterhitzte Torfe zur Verwendung kommen. Der Gärtner sollte in jedem Fall den Torf- oder Substratlieferanten bei Verdacht auf Selbsterhitzung einer Lieferung umgehend verständigen.

Verschiedene Torfmerkmale weisen auf Selbsterhitzung hin. Am sichersten ist die Erkennung, wenn möglichst alle der nachfolgend aufgeführten Erkennungsmöglichkeiten parallel genutzt werden. Eine sehr gute Bestimmung ist beim Vergleich mit einer nicht selbsterhitzten Torfprobe gleicher Provenienz gegeben. Ein solcher Vergleich ist in der Regel aber selten möglich.

  • Geruch: Selbsterhitzter Torf oder selbsterhitztes Substrat hat einen malzigen, dem Maggi-Gewürz ähnlichen Geruch, der sehr auffällig sein kann.
  • Bruttest: Ein Hinweis darauf, dass ein Torf einen Selbsterhitzungsprozess durchlaufen hat, kann mit einem Bruttest erhalten werden. Dabei wird der schwach aufgedüngte und aufgekalkte Torf kulturfeucht für einige Tage bei 38 bis 40 °C im Trockenschrank erwärmt. Stellt sich im Laufe des Versuchs Pilzmyzel auf der Substratoberfläche ein, so kann dies ein Indiz für selbsterhitzten Torf sein. Parallel hierzu sollte auch der nicht aufbereitete Torf bei gleicher Temperatur geprüft werden. Bildet sich Pilzmyzel auch auf der Oberfläche des reinen Torfes, so deutet dies in höherem Maße auf Selbsterwärmung hin. Eine absolute Sicherheit gibt diese Prüfung jedoch nicht.
  • Chemische Merkmale: Die elektrische Leitfähigkeit und der Gehalt an Ammoniumstickstoff sind erhöht. Die Werte für Calcium, Phosphor, Eisen und Bor können ebenfalls erhöht sein(11) . Der Gehalt an Nitratstickstoff ist etwas niedriger als normal.
  • Physikalische Merkmale: Physikalische Untersuchungen geben nur dann Hinweise auf eine Selbsterhitzung, wenn entsprechende Vergleichsproben abweichende Wasserkapazitäten aufweisen und die Wiederbenetzung eindeutig schwieriger ist.
  • Keimpflanzentests: Verschiedene Testpflanzen können für den Nachweis wuchshemmender Stoffe in Torfen herangezogen werden. Tritt Keim- oder Wuchshemmung und eine Gelb- oder Weißfärbung der Blätter auf, so kann dies ein Indiz für Selbsterwärmung des Torfes sein. Weist der Torf zudem den typischen Geruch eines selbsterhitzten Torfes auf, so ist das Ergebnis eindeutig. Als Keimpflanze zur Prüfung eines Torfes auf Selbsterhitzung schlägt GRANTZAU (2000) Buchweizen (Fagopyrum esculentum) vor. Hierbei wird der Torf im Anlieferungszustand, ohne Zusatz von Kalk und Dünger, geprüft. SCHMILEWSKI (unveröffentlicht) hat bei vier verschiedenen selbsterhitzten Torfen festgestellt, dass die aufbereiteten Torfe im Keimpflanzentest mit Kopfsalat die eindeutigsten Ergebnisse brachten, gefolgt von Chinakohl, Buchweizen und Impatiens. Ergebnisse mit Buchweizen in den aufbereiteten Torfen waren noch eindeutiger als in den reinen Torfen (Abbildung 52).
Abbildung 52: Frischgewicht von Jungpflanzen vier Wochen nach der Aussaat in vier selbsterhitzten Torfen (SCHMILEWSKI, unveröffentlicht)Vergrößerte Darstellung von: Abbildung 52: Frischgewicht von Jungpflanzen vier Wochen nach der Aussaat in vier selbsterhitzten Torfen (SCHMILEWSKI, unveröffentlicht)


(1) BUNT, A. (1988): Media and mixes for container-grown plants. Unwyn Hyman, London.
(2) BRAGG, N. (1998): Growing media. Grower Handbook 1, 2. Edition, Grower Books, Nexus Me-dia Limited, Kent.
(3) NIGGEMANN, J. (1968): Selbsterwärmung von Torf in Mieten und deren Auswirkungen. Torf-nachrichten. 19 (3/4): 7-8.
(4) NAUCKE, W. (1974): Chemische Kennzeichnung von vier Stufen der Selbsterwärmungsprozesse von Torfen und das Vorkommen verschiedener physiologisch bedeutsamer Substanzen. Telma, 4: 217-233.
(5) KÜSTER, E. (1990): Mikrobiologie von Moor und Torf. In: Göttlich, K. (Hrsg.): Moor- und Torfkunde. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller), Stuttgart: 262-271.
(6) NAUCKE, W. (1990): Chemie von Moor und Torf . In: Göttlich, K. (Hrsg.): Moor- und Torfkunde. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele und Obermiller), Stuttgart: 237-261.
(7) GORDON, M. (1971): Studien über den Einfluß der Lagerung von Torf in Großmieten und Bal-len-Stapeln auf seine Eigenschaften. Sonderdruck Torfnachrichten 21/1.
(8) KURZMANN, P. (1981): Auswirkung selbsterhitzter Torfe auf gärtnerische Kulturen. Jahresbe-richt Weihenstephan: 33-34.
(9) PUUSTJÄRVI, V. (1983): Effect of self-heating in stockpiles on the structure of horticultural peat. Peat and plant yearbook. Association of the Finnish peat industry, Finland, 57-63.
(10) RANNEKLEV, S. B. (2001): Chemical and microbial changes in peat caused by self-heating. Dis-sertation – Department of Horticulture and Crop Sciences der Agricultural University of Norway.
(11) WEVER, G. & KIPP, J. A. (1997): The influence of self-heating on horticultural aspects of peat. Proc. IPS Conference ‚Peat in horticulture‘, 2-7 Nov., 1997. Int. Peat Soc., Jyväskylä, 80-86.