Allgemeines > Untersuchungsmethoden > Normen und andere Regelwerke

Normen und andere Regelwerke

Gemäß der DIN EN 45020(1) ist Normung die „Tätigkeit zur Erstellung von Festlegungen für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung, die auf aktuelle oder absehbare Probleme Bezug haben und die Erzielung eines optimalen Ordnungsgrades in einem gegebenen Zusammenhang anstreben“. Somit sorgen Normen für die Vereinheitlichung von Begriffen, Analyse- und Untersuchungsmethoden, Maßeinheiten, Richt- und Kennwerten und der Kennzeichnung. Ferner erläutert die DIN EN 45020: „Wichtige Vorteile der Normung[sarbeit] sind die Verbesserung der Eignung von Produkten, Prozessen und Dienstleistungen für ihren geplanten Zweck, die Vermeidung von Handelshemmnissen und die Erleichterung der technischen Zusammenarbeit“.
Normen sind Regelwerke, die auf nationaler, europäischer oder internationaler Ebene verabschiedet werden und in den meisten Ländern auf freiwilliger Basis angewandt werden. Sie sind das Ergebnis der gemeinschaftlich durchgeführten Vereinheitlichung durch die an der Normung interessierten Kreise, wie Vertreter der Industrie, Behörden, Labore und Umweltschutzverbände. Vielfach wird die Anwendung von Normen durch Bezugnahme in Rechtsvorschriften des In- und Auslandes sichergestellt. So bezieht sich beispielsweise die deutsche Fertigpackungsverordnung auf die Bestimmung der Menge von Substraten nach den neuesten technischen Regelwerken. Für Substrate wird somit auf die DIN EN 12580(2) Bezug genommen. In einigen Ländern, wie z. B. Frankreich, haben Normen des landwirtschaftlichen Bereichs, wozu auch Substrate gehören, Gesetzescharakter.

Nationale Normen


Eine nationale Norm ist eine Norm, die von einem nationalen Normungsinstitut angenommen wurde und der Öffentlichkeit zugänglich ist(3) . In Deutschland ist das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) mit Sitz in Berlin für die Normungsarbeit zuständig. Die DIN 11540(4) , ‚Torfe und Torfprodukte – Technische Lieferbedingungen, Eigenschaften, Prüfverfahren‘ war bis 1999 die einzige DIN-Norm, die neben dem Substratausgangsstoff Torf die Produktgruppe der Torfkultursubstrate zum Inhalt hatte. Nach Veröffentlichung der ihr entgegenstehenden Europäischen Normen wurde die DIN 11540 im Frühjahr 2000 zurückgezogen. Die DIN 11540 wurde danach überarbeitet und zuletzt im Jahr 2005 veröffentlicht. Sie enthält Inhalte, die relevante EN-Normen nicht abdecken, z. B. Richtwerte für Torf und Torfprodukte, eine Methode zur Bestimmung des Zersetzungsgrades von Torfen, eine Methode zur Bestimmung der botanischen Zusammensetzung von Torfen und weitere Inhalte.
Weitere nationale DIN-Normen, die Bezug zu Substraten haben, sind die

  • DIN 38411 Teil 6 zur Bestimmung von E. coli
  • DIN 38414 Teil 13 zur Bestimmung von Salmonellen
  • DIN 38414 Teil 15 zur Bestimmung von Humanpathogenen
  • DIN 19683 zur Bestimmung von Überkorn, Unterkorn und Feinanteilen

Europäische Normen und Europäische Fachberichte


Der grenzüberschreitende Handel mit Kultursubstraten ist groß. Etwa 50 % der in Deutschland hergestellten Substrate werden exportiert, vorwiegend in die Anrainerstaaten und das übrige europäische Ausland. Immer noch führen unterschiedliche nationale Gesetze, Normen, Analyseverfahren und Deklarationsvorschriften zu Handelshemmnissen. Damit ist auch der Bedarf an länderübergreifenden Normen gestiegen.
Ein einheitliches europäisches Normenwerk führt

  • zur Reduktion von Handelskosten,
  • zur Erleichterung von Vertragsvereinbarungen,
  • zum Abbau von Handelshemmnissen und
  • zu mehr Markttransparenz.
Voraussetzung hierfür ist, dass einheitlich nach solchen Normen gearbeitet wird.
Auf europäischer Ebene ist das Europäische Komitee für Normung, CEN (Comité Européen de Normalisation), dessen Mitglieder die nationalen Normungsinstitutionen der EU- und EFTA-Staaten sind, für die Schaffung europäischer Normen zuständig; in Deutschland übernimmt das DIN diese Aufgabe.
Das CEN hat 1990 das Technische Komitee TC 223 ‚Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate‘ eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, für beide Produktgruppen Normen zu erarbeiten und regelmäßig zu überarbeiten. Eine Europäische Norm (EN) ist mit der Verpflichtung verbunden, auf nationaler Ebene übernommen zu werden, indem ihr der Status einer nationalen Norm gegeben wird und ihr entgegenstehende nationale Normen zurückgezogen werden.
Vom CEN TC 223 wurden bisher die folgenden Europäischen Normen bzw. Fachberichte erarbeitet und vom CEN veröffentlicht. Sie sind als Normenwerke bzw. Fachberichte aller EU- und EFTA-Staaten aufgenommen.

Europäische Normen (EN) und Fachberichte für Bodenverbesserungsmittel und KultursubstrateVergrößerte Darstellung von: Europäische Normen (EN) und Fachberichte für Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate


Bei Europäischen Normen handelt es sich um Normen, die freiwillig zur Anwendung kommen, es sei denn, nationale oder europäische Regelwerke nehmen Bezug auf diese Normen, wodurch sie dann obligatorisch zur Anwendung kommen. Das ist z. B. in Frankreich der Fall, wo solche dem landwirtschaftlichen Sektor zugeordneten EN-Normen Gesetzescharakter haben.
Wenn im entsprechenden TC keine Einigung zu einem bestimmten Arbeitspunkt erreicht werden kann, so können CEN-Fachberichte veröffentlicht und in die jeweilige Landessprache übersetzt werden. Im Bereich Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate gibt es zwei Fachberichte.
Vielfach wird noch nach nationalen Normen oder Analysemethoden gearbeitet – so auch in Deutschland. Die derzeit einzige in Europa flächendeckend benutzte EN ist die EN 12580.

Internationale Normen


Für die Schaffung internationaler Normen ist die Internationale Normungsorganisation International Standards Organization zuständig (ISO). Die ISO ist eine weltweite Vereinigung nationaler Normungsinstitute. Internationale Normen haben Vorrang vor europäischen und diese wiederum vor nationalen Normen. Derzeit gibt es keine internationalen Normen für Substrate oder Substratausgangsstoffe. Im Bereich Qualitätssicherung gibt es die DIN EN ISO 9001, die Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme festlegt; sie wird inzwischen von vielen Substrat- und Zulieferunternehmen eingesetzt. Die DIN EN ISO 14001 ist eine Umweltmanagementnorm, die zunehmend auch bei Substratproduzenten an Bedeutung gewinnt. Ökobilanzen für Substrate lassen sich auf Basis der DIN-EN-ISO-Normen 14040 und 14044 erstellen.

Die Regelwerke des VDLUFA


Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) ist ein Zusammenschluss von etwa 90 landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten, Lehr- und Untersuchungsanstalten der Milchwirtschaft, des Bundes, anderer Untersuchungs- und Forschungseinrichtungen sowie Universitätsinstituten öffentlicher Trägerschaft. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des VDLUFA ist die Erarbeitung und Veröffentlichung von Methoden in diesen Bereichen. Die Arbeit wird von verschiedenen Fachgruppen des VDLUFA getragen. Die Fachgruppe II mit ihrem Arbeitskreis ‚Gärtnerische Kultursubstrate‘ ist für die Methodenentwicklung und Überarbeitung bestehender Methoden in diesem Bereich zuständig. Regelmäßige Ringanalysen werden zur Überprüfung und eventuellen Verbesserung der Methoden durchgeführt. Pflanzenbauliche Substratversuche helfen, Richt- und Grenzwerte für bestimmte Parameter festzulegen, die neben den Methodenbeschreibungen in das VDLUFA-Methodenbuch aufgenommen werden.

Das VDLUFA-Methodenbuch Band II.2(5) enthält Methoden für ‚Die Untersuchung von Sekundärrohstoffen, Kultursubstraten und Bodenhilfsstoffen‘. Die darin beschriebenen Methoden dienen vor allem der Analyse von Stoffen, die in der Düngemittelverordnung beschrieben sind; dazu gehören auch Kultursubstrate, Blumenerden und deren Ausgangsstoffe. In der folgenden Tabelle sind die für Kultursubstrate, Blumenerden und Ausgangsstoffe wesentlichen Methoden gelistet. Die Gütesicherung nach RAL-GZ 250 bezieht sich bei den meisten Untersuchungsvorgaben auf VDLUFA-Methoden.

Wesentliche Substratkenngrößen und Methoden für die Analyse gemäß VDLUFA-Methodenbuch, Band II.1Vergrößerte Darstellung von: Wesentliche Substratkenngrößen und Methoden für die Analyse gemäß VDLUFA-Methodenbuch, Band II.1
(5)


Bei der Angabe von physikalischen, chemischen oder biologischen Werten wird in diesem Buch entweder auf DIN-EN-Methoden, DIN-Methoden oder VDLUFA-Methoden Bezug genommen. Das ist erforderlich, da nicht alle Parameter mithilfe der Methoden einer einzigen Methodengruppe abgedeckt sind. Ein weiterer Grund dafür ist, dass in diesem Buch zitierte Autoren oder Quellen unterschiedliche Methoden für die ermittelten Werte angeben.

Methodenvorschriften der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e. V.



Die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e. V. (GGS) hat generell Prüfmethoden des VDLUFA, DIN-EN-Methoden oder DIN-Methoden in die Gütesicherung nach RAL-GZ 250(6) aufgenommen. Vereinzelt sind aber spezifische GGS-Methodenvorschriften erarbeitet worden. Diese sind

  1. GGS-Methodenvorschrift zur Bestimmung von Calcium (Ca), Chlorid (Cl-), Sulfat (SO4) und Fluorid (F-) im Wasserauszug (1 + 10) in Blähton
  2. GGS-Methodenvorschrift in Anlehnung an Fischer und Penningsfeld zur Bestimmung des pH-Wertes von Blähton
  3. die sensorische Prüfung nach Maßgabe des Güteausschusses ‚Rinde und Substratausgangsstoffe‘, die bei verschiedenen Ausgangsstoffen durchzuführen ist


(1) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (1998): DIN EN 45020 Normung und damit zusammenhängende Tätigkeiten - Allgemeine Begriffe. Dreisprachige Fassung. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(2) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (2014): DIN EN 12580 Bestimmung der Menge – Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate; Deutsche Fassung EN 12580:1999. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(3) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (1998b): DIN EN 45020 Normung und damit zusammenhängende Tätigkeiten - Allgemeine Begriffe. Dreisprachige Fassung. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(4) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (1989): DIN 11540 Torfe und Torfprodukte – Technische Lieferbedingungen, Eigenschaften, Prüfverfahren. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(5) VDLUFA VERBAND DEUTSCHER LANDWIRTSCHAFTLICHER UNTERSUCHUNGS- UND FORSCHUNGSANSTALTEN (2000): Handbuch der Landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (VDLUFA-Methodenbuch) – Methodenbuch Band II.2 – Die Untersuchung von Sekundärrohstoffdüngern, Kultursubstraten und Bodenhilfsstoffen, Erste Auflage, 2000, mit 1. Ergänzungslieferung, 2008, und 2. Ergänzungslieferung, 2014, VDLUFA-Verlag, Darmstadt.
(6) RAL DEUTSCHES INSTITUT FÜR GÜTESICHERUNG UND KENNZEICHNUNG E. V. (2015): Gütesicherung RAL-GZ 250 Substrate für Pflanzen. Saint Augustin.