Lieferformen
Substrate werden nicht gewichtsmäßig, sondern volumenmäßig in Litern oder Kubikmetern in den Verkehr gebracht. Das hat zwei Gründe. Zum einen kann der Feuchtigkeitsgehalt der Ausgangsstoffe schwanken und kann sich somit auf das Frischgewicht auswirken. Der Feuchtigkeitsgehalt hat auch einen Einfluss auf das Volumen, allerdings ist dieser nicht so bedeutend wie der auf das Gewicht. Zum anderen steht der Pflanze ein durch die Größe des Kulturgefäßes bestimmtes Volumen und kein spezifisches Substratgewicht zur Verfügung. Die Kennzeichnung des Substrats auf der Verpackung oder entsprechende Informationen auf dem Lieferschein beinhalten u. a. immer das Volumen der verpackten Ware oder der gelieferten Menge bei losen Lieferungen. Zur Produktionskontrolle im Substratwerk und für den Abnehmer ist es wichtig, die hergestellte bzw. gelieferte Menge überprüfen zu können. Mengenangaben erfolgen in Deutschland und ganz Europa fast ausschließlich nach DIN EN 12580.Im Produktionsgartenbau erfolgen alle Lieferungen auf Bestellung nach Bedarf, viele davon als lose Lieferung per Lkw, in weiter entfernte Regionen auch mit der Bahn oder per Schiff. Übliche Gebinde sind die 70-l-Packung, Pressballen mit 150 bis 300 l Nennvolumen und Großballen.
Die weniger gängigen Big Bags fassen ca. einen Kubikmeter Substrat und können z. B. mit einem Gabelstapler über die Aufnahmevorrichtung einer Topfmaschine gehoben und mittels Bodenschlaufe entleert werden.
Großballen (Big Bales) mit Nennfüllmengen von 2,5 bis 6,0 m³ (Abbildung 36) haben inzwischen große Bedeutung erlangt und haben einige Vorteile:
- Sie werden in Kombination mit einem Dosierbunker verarbeitet, der problemlos mit jeder Topfmaschine oder Trayfülllinie kombiniert werden kann, wodurch eine vollautomatische Substratverarbeitung ermöglicht wird.
- Durch stufenweise Einstellung der Auflockerungsvorrichtung am Dosierbunker wird eine optimale Auflockerung für feine und grobe Strukturen erzielt.
- Der Arbeitsaufwand für das Aufschneiden von vielen Säcken wird reduziert.
- Bei gleicher Substratmenge, im Vergleich zu kleineren Packungsgrößen, wird weniger Verpackungsmaterial verbraucht und es fällt weniger Verpackungsabfall an, wodurch Entsorgungskosten gesenkt werden und die Umwelt entlastet wird.
- Die Lagerplatzhaltung wird minimiert, da sich im Vergleich zu Sackware mehr Substrat auf einer Palette befindet.
- Großballen ermöglichen den Transport größerer Substratmengen je Lkw.
- Die Grundfläche des Big Bales ist 0,80 x 1,20 m und entspricht den Maßen der Europalette. (Die Maße 1,00 x 1,20 m gibt es auch.)
Andere Lieferformen sind solche, in denen das Substrat als vorgefertigte Anzuchteinheit geliefert wird und direkt darin gesät, gesteckt oder pikiert wird. Das können Quelltöpfe sein (z. B. Quelltöpfe aus Torf oder Kokosmark), verschiedenste mit Vlies ummantelte kleinste Anzuchteinheiten oder vorgeformte Anzuchteinheiten aus mit Bindemitteln verfestigten Substraten, die in Trays für die sofortige Aussaat oder zum Stecken geliefert werden. Des Weiteren gibt es vorgefertigte Kulturschläuche (Grow Bags), in die direkt in das fertige Kultursubstrat gepflanzt wird. Vorgeformte und in Plastikfolie geschweißte Platten aus Mineralwolle stellen ein Kulturmodul dar, das in viele Fruchtgemüsebaubetriebe Eingang gefunden hat. Paprika, Auberginen, Tomaten und Schlangengurken werden vielerorts als Hydrokulturen darin kultiviert. Die Volumenangabe nach Länge, Breite und Dicke dieser vorgefertigten Substrate erfolgt nach DIN EN 15761(1) .
Für den Hobbybereich werden Blumenerden meistens in kleineren Verpackungseinheiten mit Nennvolumina von z. B. 5, 10, 20, 50, 60 oder 70 Litern angeboten. Spezialsubstrate kommen häufig als kleine Gebinde mit 2 bis 20 Litern auf den Markt.
Schüttdichte, Menge (Volumen), Gebrauchsvolumen
Die Füll- oder Liefermenge von verpackten und lose gelieferten Substraten und Substratausgangsstoffen wird nach dem in der Europäischen Norm DIN EN 12580(2) festgelegten Verfahren ermittelt. Das Volumen ist die nach dem in dieser Norm festgelegten Verfahren bestimmte Füll- oder Liefermenge. Diese Norm gilt für Material in fester Form, das erforderlichenfalls nach den Angaben des Herstellers zu rekonstituieren ist (z. B. Wasserzugabe und Auflockerung von Kokospresslingen oder trockenem Torf). Sie gilt nicht für vorgeformte Substrate, wie Blöcke aus Mineralwolle, die als solche nach Maß verkauft werden. Die Probenahme für die Mengenbestimmung soll nach dem in der DIN EN 12579(3) festgelegten Verfahren erfolgen.
Das Prinzip der Mengenbestimmung (= Volumenbestimmung) nach DIN EN 12580 ist, das Material zu wiegen, dessen Schüttdichte zu bestimmen und aus diesen Werten das Volumen zu berechnen. Die Mengenbestimmung kann bei der Produktionskontrolle oder von Kontrollbehörden im Substratwerk, beim Kunden oder in allen Stufen des Handels durchgeführt werden. Die Bestimmung der Schüttdichte erfolgt mithilfe eines 20-l-Messzylinders und einer entsprechend der Partikelgröße ausgewählten Siebvorrichtung (20, 40 oder 60 mm Maschenweite), über die das Produkt in den Zylinder gebracht wird (Abbildung 37). Über das Gewicht des im Zylinder enthaltenen Substrats wird die Schüttdichte in g/l errechnet. (Die Schüttdichte ist definiert als die scheinbare Dichte des Substrats oder Ausgangsstoffes.) Auf Basis der Schüttdichte wird dann über das Nettogewicht der Verpackung oder der losen Lieferung das Volumen berechnet. Im Rahmen der Produktionskontrolle können auch automatische Volumenmessvorrichtungen in die Produktionslinie installiert werden.
Herstellungsbedingt verdichtete Substrate in Säcken, Ballen oder Großballen sind entsprechend den Herstellerangaben vor der Mengenbestimmung aufzulockern und getrocknete Substrate zu befeuchten.
Die Schüttdichte (DB) und somit das Volumen (V) einer Liefermenge hängt vom Vermahlungsgrad, der Partikelgrößenverteilung und vom Feuchtigkeitsgehalt (Wm) des Materials ab. Abbildung 38 zeigt, dass bei sehr niedrigem Feuchtigkeitsgehalt des Substrats [48 % (m/m)] die nach DIN EN 12580 ermittelte Schüttdichte mit 157 kg/m³ sehr niedrig ist und das ermittelte Volumen in einem mit 70 l gekennzeichneten Gebinde nicht 70 l, sondern nur 62 l betragen würde. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 66 % (m/m) hat das Substrat sein größtmögliches Volumen, nämlich 79 l. Bei weiter zunehmendem Feuchtigkeitsgehalt nimmt das Volumen aufgrund der steigenden Schüttdichte wieder ab.
Das Gebrauchsvolumen ist nicht identisch mit der nach DIN EN 12580 ermittelten Menge. Nach der zurückgezogenen DIN 11540(4) entspricht das Gebrauchsvolumen in Litern in etwa dem Volumen, das bei der gärtnerischen Verwendung beim Füllen von Pflanzgefäßen benötigt wird. Wenn demnach mit 1 m³ Substrat (gemäß DIN EN 12580 bestimmt) achthundert 1-Liter-Töpfe gefüllt werden können, beträgt das Gebrauchsvolumen nach DIN 11540(4) 800 Liter. Die in DIN 11540(4) genannte Berechnungsweise des Gebrauchsvolumens hat sich in der Praxis nicht bewährt, da sie nicht der heutigen Vielzahl der Substratformulierungen und Verwendungsmöglichkeiten von Substraten gerecht wird. Derzeit gibt es kein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung des Gebrauchsvolumens.
(1) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (2010): DIN EN 15761 Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate – Bestimmung von Länge, Breite, Dicke, Volumen und Schüttdichte; Deutsche Fassung EN 15761:2009. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(2) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (2014b): DIN EN 12580 Bestimmung der Menge – Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate; Deutsche Fassung EN 12580:1999. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(3) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (2014a): DIN EN 12579 Bodenverbesserungsmittel und Kultursubstrate – Probenahme; Deutsche Fassung EN 12579:1999. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(4) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (1989): DIN 11540 Torfe und Torfprodukte – Techni-sche Lieferbedingungen, Eigenschaften, Prüfverfahren. Beuth Verlag GmbH, Berlin.