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Bindemittel

Die rationelle Jungpflanzenanzucht in Einzeltopfsystemen mit zum Teil nur wenigen Millilitern Substratvolumen je Anzuchteinheit und kurzen Kulturzeiten ist gängige gärtnerische Praxis. Besonders in den lichtarmen Monaten kommt es vor, dass der kleine Wurzelballen nicht ausreichend durchwurzelt ist. In dem Zustand ist die Ballenentnahme aus der Multizellenplatte von Hand oder mechanisch mit Pflanzrobotern häufig mit dem Auseinanderfallen des Ballens verbunden. Das Verpflanzen der Jungpflanzen verlangt stabile Ballen, um Pflanzenverluste durch Zerbrechen der Ballen zu vermeiden. Eine Stabilisierung der Wurzelballen kann durch Zusätze von Bindemitteln bei der Substratherstellung erzielt werden. Derzeit ist die Jungpflanzenanzucht der einzige Einsatzbereich für Bindemittel in Substraten, da das Erfordernis bei größeren Topfballen nicht besteht.

Es sind längst nicht alle erhältlichen Bindemittel als Substratzusätze geeignet. LUCK(1) nennt Bindezusätze (Kleber) auf der Basis von Cellulose, Polyacryl und Stärkeverbindungen, die Anzuchtsubstraten zugegeben werden können. Bindemittel müssen hierfür bestimmte Eigenschaften erfüllen, die häufig nur in Kombination miteinander oder durch Mischung bestimmter Ausgangsstoffe einzustellen sind:

  • Das Bindemittel darf nicht phytotoxisch sein.
  • Die Substratstruktur soll ohne Reduzierung der Luftkapazität stabilisiert werden.
  • Der Nährstoffgehalt (vor allem der Stickstoffgehalt) darf nicht erhöht werden.
  • Ein Verkleben des Topfballens mit der Topfwand muss ausgeschlossen sein.


Die als Jiffy-9 bekannten Torfquelltöpfe sind das vielleicht bekannteste Anzuchtsystem mit Bindemitteln. Diese werden im Gegensatz zu Jiffy-7-Torfquelltöpfen nicht von einem Kunststoffnetz ummantelt und so fixiert, sondern enthalten ein organisches Bindemittel, ein Hydrocarbonat(2) .

LUCK(1) weist auf ein anderes System hin, bei dem Kunststofffasern zusammen mit dem Substrat in die Anzuchtplatten gegeben werden und nach Erwärmung des Gemisches aufspringen, vernetzen und so den Topfballen binden.

Bei sogenannten Klebtöpfen wird dem Ausgangssubstrat granuliertes Bindemittel zugegeben. Das Gemisch wird dann befeuchtet und gepresst und bleibt formstabil. Ein Steckloch wird für den Steckling in den Pressling vorgestanzt.

Manche Substrathersteller verwenden besonders fein gemahlene bindende Tone als Klebemittel, auch in Kombination mit Stärke oder Cellulose.

(1) LUCK, H.-J. (1994): Substrate mit Klebern. Deutscher Gartenbau 44: 2616-2617.
(2) ROMBERG & SOHN GMBH & CO. KG (2000): Der Romberg Ratgeber – Von Profis für Profis (Firmeninformationsschrift), 34 S.