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Pflanzenstärkungsmittel

Gemäß § 2 Nr. 10 Pflanzenschutzgesetz gelten als Pflanzenstärkungsmittel Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die

  • ausschließlich dazu bestimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen, soweit sie nicht Pflanzenschutzmittel nach Artikel 2 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 sind, oder
  • dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen.
Produkte, bei denen die Versorgung der Pflanzen mit Nähr- und Spurenstoffen und die Anregung des Wachstums im Vordergrund stehen, sind als Pflanzenhilfsmittel oder Bodenhilfsstoffe einzuordnen und unterliegen dem Düngemittelrecht.

Bei der industriellen Substratherstellung werden Pflanzenstärkungsmittel fast immer nur auf Verlangen des Substratverwenders im Produktionsgartenbau zugemischt. Eine Vielzahl von Pflanzenstärkungsmitteln wird angeboten, die auch oder speziell für die Zumischung ins Substrat ausgelobt werden. Pflanzenstärkungsmittel sind überwiegend Produkte natürlichen Ursprungs.

Zu den Stärkungsmitteln auf anorganischer Basis zählen sowohl Gesteinsmehle, Tone, die weniger geläufige Kieselerde und Kreide als auch Aluminiumoxid (Tonerde) oder Natriumhydrogencarbonat (Backpulver).

Die Gruppe der organischen Pflanzenstärkungsmittel ist sehr groß. Hierzu zählen Kompost-, Algen- und Pflanzenextrakte sowie Pflanzenaufbereitungen und -öle sowie Huminsäuren.

Homöopathika sind in homöopathischer Form aufbereitete organische oder anorganische Ausgangsstoffe für Pflanzenstärkungsmittel.

Biologische Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis von Pilzen und Bakterien gewinnen zunehmend an Bedeutung (Tabelle 58). Sie haben häufig antagonistische Nebenwirkungen gegen Krankheiten oder Schädlinge, weshalb ihre Unterscheidung von biologischen Pflanzenschutzmitteln nicht immer einfach ist.

Tabelle 58: Auswahl einiger Organismen, die in manchen biologischen Pflanzenstärkungsmitteln enthalten sind und in Substrate eingemischt werden könnenVergrößerte Darstellung von: Tabelle 58: Auswahl einiger Organismen, die in manchen biologischen Pflanzenstärkungsmitteln enthalten sind und in Substrate eingemischt werden können


Die Mikrobiologie von Substraten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Einerseits ist es die autochthone Flora und Fauna des Substrats, die immer größere Aufmerksamkeit der Substrathersteller und des Gärtners gewinnt, andererseits will man das Substrat zunehmend mit biologischen Präparaten formulieren, um die Substratmikrobiologie zum Vorteil der Kultur aufzuwerten und um den Einsatz chemischer Mittel zu reduzieren(1) .
Im Gegensatz zu den vom Hersteller definierten Wirkungen chemischer und biologischer Pflanzenschutzmittel wird die Wirkung biologischer Pflanzenstärkungsmittel von den Herstellern dieser Produkte meist allgemeiner beschrieben. Vielen Präparaten wird

  • eine stimulierende Wirkung auf das Pflanzenwachstum,
  • eine Förderung der Blütenbildung,
  • eine Ertragssteigerung,
  • eine verbesserte Stresstoleranz und
  • eine erhöhte Abwehrkraft gegen bodenbürtige Krankheitserreger
nachgesagt. Jedoch lässt sich die Wirkung häufig nicht genau spezifizieren, da unzureichende Untersuchungen für bestimmte Einsatzbereiche und die Kenntnis der Wirkung nach dem Einmischen in das Substrat fehlen. Allgemeingültigkeit haben solche Aussagen über die Wirkung keinesfalls. Ähnliches gilt für Mykorrhiza-Produkte, denen allgemeingültige Eigenschaften zugeschrieben werden und die bisher nur geringe gartenbauliche Verwendung gefunden haben. Wirkungserschwerend in Substraten kommt hinzu, dass durch die gezielte Substratformulierung, insbesondere die Grunddüngung und spätere flüssige Nachdüngungen im Kulturverlauf, eine zusätzlich stimulierende Wirkung in der Praxis schwer nachzuvollziehen ist.

Pflanzenschutzmittel


Pflanzenschutzmittel sind Mittel mit chemischen oder biologischen Wirkstoffen, die gegen Schädlinge, Unkraut oder Pflanzenkrankheiten eingesetzt werden, und sollen Kulturpflanzen vor Schädigungen oder Beeinträchtigungen durch andere Lebewesen schützen.
Gemäß § 19 Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG)(2) dürfen Kultursubstrate, die ein Pflanzenschutzmittel enthalten, verwendet werden, wenn sie (nach § 32 des PflSchG) rechtmäßig innergemeinschaftlich (innerhalb der EU) in Verkehr gebracht worden sind, d. h. für dieses Anwendungsgebiet in Kultursubstraten zugelassen sind.

Anwender von Pflanzenschutzmitteln, d. h. auch die Anlagenführer in den Substratwerken, müssen einen Sachkundenachweis haben und es müssen je nach Mittel Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Auch müssen die Substratverwender Substrate, die Pflanzenschutzmittel enthalten, diese entsprechend kennzeichnen und ebenfalls Sicherheitsvorkehrungen treffen; z. B. müssen Mitarbeiter Handschuhe und Masken tragen.
Es gibt nur wenige Pflanzenschutzmittel, die eine Zulassung für die Anwendung in Kultursubstraten und Blumenerden haben. Man unterscheidet chemische und biologische Pflanzenschutzmittel.

Chemische Pflanzenschutzmittel

Chemische Pflanzenschutzmittel wirken über einen oder mehrere chemische Wirkstoffe. In Deutschland gibt es kein Substrat, das standardmäßig chemische Pflanzenschutzmittel enthält. Die Herstellung von Sondermischungen ist möglich. So kann z. B. ‚Exemptor‘ (Wirkstoff Thiacloprid) als systemisch wirkendes Insektizid als Granulat mit Langzeitwirkung gegen saugende und beißende Insekten (Weiße Fliegen, Trauermücken, Dickmaulrüssler und Blattläuse) in das Substrat für den Zierpflanzenbau und Baumschulen eingemischt werden. Fonganil Gold (Wirkstoff Metalaxyl-M) gegen Pythium- und Phytophthora-Arten im Zierpflanzenbau unter Glas ist für die Anzucht- und Topfsubstratbehandlung (nur unmittelbar vor der Verwendung) zugelassen.

Gegen den Zusatz chemischer Pflanzenschutzmittel spricht das generelle Gesundheitsrisiko. Hautkontakt, Augenkontakt, Reizung der Atemwege und Verschlucken sind erhebliche Risiken. Erhöhte Substratkosten, die sich vor allem dann nicht bezahlt machen, wenn der Schadorganismus nicht auftritt, können als nachteilig angeführt werden. Des Weiteren ist die Lagerung solcher Mischprodukte nicht unproblematisch und ungünstig, da der Abbau des Mittels während der Lagerung nicht auszuschließen ist.

Biologische Pflanzenschutzmittel

Biologischer Pflanzenschutz beinhaltet die Verwendung von nützlichen Organismen gegen Schadorganismen. Viele dieser Mittel werden durch Gießen oder Sprühen in der Kultur appliziert. Inzwischen gibt es auch eine Reihe von biologischen Pflanzenschutzmitteln, die Substraten beigemischt werden können, um insbesondere bodenbürtige Krankheitserreger der Gattungen Fusarium, Phytophthora, Pythium, Rhizoctonia und Thielaviopsis prophylaktisch bekämpfen zu können (Tabelle 59).

Das biologische Pflanzenschutzmittel Met 52 gegen Dickmaulrüssler enthält Metarhizium anisopliae und darf Substraten zugemischt werden.

Tabelle 59: Auswahl einiger antagonistisch wirkender Organismen, die in manchen biologischen Pflanzen-schutzmitteln enthalten sind, in Substrate eingemischt werden können und gegen bestimmte bodenbürtige Krankheitserreger wirken können (Schmilewski, unveröffentlicht)Vergrößerte Darstellung von: Tabelle 59: Auswahl einiger antagonistisch wirkender Organismen, die in manchen biologischen Pflanzen-schutzmitteln enthalten sind, in Substrate eingemischt werden können und gegen bestimmte bodenbürtige Krankheitserreger wirken können (Schmilewski, unveröffentlicht)


Nach KOCH(3) lässt sich die Wirkungsweise mikrobieller Antagonisten (Gegenspieler) von Pflanzenkrankheiten auf die drei Grundprinzipien Konkurrenz, Parasitismus und Antibiose zurückführen. Konkurrenz bezieht sich vor allem auf den Lebensraum und die Nahrung. Parasitismus ist eine Form des Zusammenlebens von Organismen zum einseitigen Vorteil des Parasiten auf Kosten des Wirtes. Antibiose ist die Hemmung der Entwicklung oder Abtötung einer Mikroorganismenart durch eine andere mittels erzeugter Stoffwechselprodukte (Metaboliten, lytische Agenzien, flüchtige Verbindungen oder andere toxische Substanzen).

Im Substratbereich gibt es gute Beispiele für die Verwendung von Mitteln auf der Basis von Mikroorganismen. Was aber fehlt, ist eine bessere Kenntnis der Wechselwirkungen zwischen Kulturpflanze, Mittel und der bereits vorherrschenden (und sich fortwährend ändernden) Mikrobiologie des Substrats. Ferner besteht Unkenntnis über die Einflüsse der Chemie und Physik des Substrats auf die Wirkung von biologischen Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmitteln. Hier ist noch viel Forschungsarbeit zu leisten.

Um im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes den Einsatz chemischer Mittel wie Mineraldünger und vor allem chemischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, bieten biologische Präparate Alternativen. Mit der weiteren Zunahme ihrer Verwendung als Substratzusätze ist zu rechnen. Besonders in Torfkultursubstraten, bei denen davon auszugehen ist, dass sie eine niedrige mikrobielle Pufferkapazität besitzen, da sie im Gegensatz zu gewachsenen Böden schwächer mikrobiell belebt sind, werden sich Antagonisten am ehesten etablieren lassen, vor allem zu Kulturanfang(4) .

(1) SCHMILEWSKI, G. (1999): Substrat-Mikrobiologie – Was ist das? Deutscher Gartenbau 50: 26-29.
(2) BMJ BUNDESMINISTERIUM DER JUSTIZ (2012): Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG) vom 6. Februar 2012 (BGBl. I S. 148, 1281), das durch Artikel 4 Absatz 87 des Gesetzes vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154) geändert worden ist.
(3) KOCH, E. (1996): Wirkungsweise und Anwendungsmöglichkeiten mikrobieller Antagonisten von Pflanzenkrankheiten. Gesunde Pflanzen 48: 11-19.
(4) POSTMA, J., WILLEMSEN DE KLEIN, M. J. E. I. M. & HOOGLAND, E. E. (1996): Biocontrol of Pythium aphanidermatum in closed culture systems. In: Alabouvette, C. (Hrsg.): Biological and inte-grated control of root diseases in soilless cultures. IOBC/WPRS bulletin, 19 (6): 42-46.
PRASAD, M. (1997): Physical, chemical and biological properties of coir dust. Acta Horticul-turae 450: 21-29.