Blähton

Blähton ist gemäß RAL-GZ 250(1) blähfähiger Naturton, der bei Temperaturen zwischen 850 °C und 1.200 °C ggf. unter Zusatz von Blähhilfen thermisch expandiert wird.

Herstellung von Blähton


Grubenfeuchter Rohton, der natürlich vorkommende geringe Mengen an organischen Bestandteilen enthält, wird im Tagebau abgebaut. Der Rohton wird mechanisch von Steinen und anderen unerwünschten groben Bestandteilen gereinigt. Bei der Vortrocknung im Drehofen wird der Rohton (der ggf. mit Blähmitteln vermengt wird) gleichzeitig zerkleinert, homogenisiert und kugelförmig (manchmal nierenförmig) granuliert. Der eigentliche Blähprozess erfolgt dann bei den genannten hohen Temperaturen im Drehofen. Dabei lässt man nur die Oberfläche der kleinen Tonkugeln schmelzen, was sie gasundurchlässig macht. Gleichzeitig verbrennen und vergasen die organischen Bestandteile im Inneren der Tonkugeln, wobei CO2 entsteht und Sauerstoff abgespalten wird. Bei diesem kurzzeitigen Prozess erhöht sich die Temperatur in der Tonkugel über den Schmelzpunkt des Tons. Die Gase können durch die Außenschicht nicht entweichen, wodurch sich Hohlräume in den Tonkugeln bilden und sie um ein Mehrfaches des Ausgangsvolumens aufblähen lassen. Das so entstandene Blähtonkorn ist innen porös und hat eine weitgehend geschlossenporige Außenhaut. Nach der Abkühlung werden die Blähtonkugeln durch Siebung in gängige Korngrößen fraktioniert (z. B. 2- bis 4-mm-, 4- bis 8-mm- und 8- bis 16-mm-Körnungen). Neben den geschlossenporigen runden Blähtonkugeln ist auch offenporiger Blähtonbruch (gebrochener Blähton) in verschiedenen Körnungen auf dem Markt verfügbar.

 Tabelle 46: Gütemerkmale und Prüfbestimmungen für Blähton als Kultursubstrat — Wertebereiche und Prüfmethoden nach RAL-GZ 250Vergrößerte Darstellung von: Tabelle 46: Gütemerkmale und Prüfbestimmungen für Blähton als Kultursubstrat — Wertebereiche und Prüfmethoden nach RAL-GZ 250
(1)


Eigenschaften und Verwendung


Blähton wird überwiegend in der Bauindustrie zur Fertigung von Leichtbeton und als Dämmstoff eingesetzt. Dabei handelt es sich allerdings um Blähton, der nicht für die Kultur von Pflanzen geeignet ist(2) . Für gartenbauliche Anwendungen kommen nur ausgesuchte, salzarme Rohtone in Frage, um das Kulturrisiko zu minimieren. Vor allem die Fluoridgehalte sind dabei zu beachten(3) . Im Gartenbaubereich ist Blähton als Hydrokultur-Substrat bei der Innenraumbegrünung bestens bekannt. Auch für Dachbegrünungen werden Blähton und Blähtonbruch als Struktur gebende Bestandteile des Substrats verwendet. Als Ausgangsstoff für bestimmte Topf- und Containersubstrate wird vorwiegend gebrochener Blähton eingesetzt. Applikationen in anderen Substratbereichen sind nicht üblich.

Die gute Wasseraufnahmefähigkeit und Kationenaustauschkapazität, die viele ungebrannte Rohtone besitzen, hat Blähton nicht, da der Brenn- und Blähprozess die quellbare Struktur des Tons verändert und erstarren lässt. Bei Hydrokulturen häufig auftretende weiße Ausblühungen/Ablagerungen auf der Außenschicht der Blähtonkugeln sind auskristallisiertes Calciumsulfat oder Calciumchlorid(4) . Durch Waschen des Blähtons vor Verwendung kann hier entgegengewirkt, jedoch das Ausblühen nicht ausgeschlossen werden.

Gebrannte Tongranulate


Gebrannte Tongranulate sind in der Herstellung aufwendig. Sie werden fast ausschließlich im Hobbybereich und in der Innenraumbegrünung – ähnlich wie Blähton und Blähtonbruch – eingesetzt und eignen sich für die Kultur von Zimmerpflanzen. Am Beispiel von Seramis®-Tongranulat ist nachfolgend der Herstellungsprozess kurz dargestellt, und wesentliche Eigenschaften werden aufgeführt (schriftliche Auskünfte der Seramis GmbH 2015).

Herstellung gebrannter Tongranulate

Der Ausgangston, bestehend aus 2-schichtigem Kaolinit, 1-schichtigem Illit und Quarz, wird mit Wasser verflüssigt und anschließend in einem speziellen Verfahren so porosiert, dass das Gesamtporenvolumen deutlich erhöht wird. Der Ton dehnt sich aber nicht wie bei der Blähtonherstellung aus. Danach wird der Ton getrocknet, gebrochen und fraktioniert, abgesiebt und anschließend gebrannt. Die Porenstrukturen werden durch den Brennprozess bei knapp unter 1.000 °C fixiert. Das im Ausgangston enthaltene Eisen oxidiert während des Brennvorgangs, wodurch das Granulat eine rotbraune Farbe erhält (Abbildung 23).

Abbildung 23a: Gebranntes Tongranulat (© Seramis GmbH) Vergrößerte Darstellung von: Abbildung 23a: Gebranntes Tongranulat (© Seramis GmbH)

Abbildung 23b: Nahaufnahme der Porenstruktur (© Seramis GmbH) Vergrößerte Darstellung von: Abbildung 23b: Nahaufnahme der Porenstruktur (© Seramis GmbH)


Eigenschaften und Verwendung

Laut Herstellerangaben ist das Tongranulat durch den Brennprozess biologisch und chemisch neutral, strukturstabil und hat folgende physikalische und chemische Eigenschaften nach VDLUFA-Methoden:
  • Korngrößenverteilung:
    ca. 20 % > 4,0 mm
    ca. 70 % = 2,0-4,0 mm
    ca. 20 % = 0,5-2,0 mm
  • Schüttdichte: ca. 390 g/l
  • Feuchtigkeitsgehalt: ca. 15 % (m/m)
  • Porenvolumen: > 80 %
  • Wasseraufnahme: > 100 (g/100 g Trockensubstanz)


Tabelle 47: Die chemischen Eigenschaften des Tongranulats (SERAMIS GMBH 2015)Vergrößerte Darstellung von: Tabelle 47: Die chemischen Eigenschaften des Tongranulats (SERAMIS GMBH 2015)

Das Tongranulat wird hauptsächlich zur Anwendung im Hobbybereich und für die Innenraumbegrünung für ein breites Spektrum an Grün- und Zierpflanzen ohne Zumischung anderer Ausgangsstoffe angeboten. Daneben gibt es Mischungen mit z. B. Rinde für Spezialkulturen wie Orchideen.

(1) RAL DEUTSCHES INSTITUT FÜR GÜTESICHERUNG UND KENNZEICHNUNG E. V. (2015): Gütesicherung RAL-GZ 250 Substrate für Pflanzen. Saint Augustin.
(2) FISCHER, P. (2003): Hydrokultur – Qualität von Blähtonen wird überwacht. Deutscher Gartenbau 32: 16-17.
(3) FISCHER, P., MEINKEN, E. & POPP, L. (1999): Schäden durch Fluor im Blähton? Deutscher Gartenbau 11: 31-33.
(4) LOHR, D. (2009): Mineralische Substrate und Substratausgangsstoffe – Blähton. Informationsdienst Weihenstephan, Ausgabe Mai. Staatliche Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan.