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Nährstoffe und Nährstoffgehalt

Alle Pflanzen benötigen mindestens 15 Nährelemente, um zu gedeihen, wobei diese je nach Wachstumsstadium in optimaler Konzentration zur Verfügung stehen müssen. Je nach Pflanzenart können weitere Elemente nützlich sein. Kohlenstoff (C) wird den Pflanzen aus dem Kohlendioxid (CO2) der Luft geliefert, Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) werden aus dem Wasser im Substrat zugeführt. NELSON(1) gibt an, dass typischerweise 89 % der Pflanzentrockenmasse aus diesen drei Elementen besteht. Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff sind demnach keine über Düngemittel zu verabreichenden Nährelemente. Die übrigen sechs Haupt- und sechs Spurenelemente werden über das Substrat von den Wurzeln in Form von Ionen oder Verbindungen aufgenommen. Hauptnährelemente werden in größeren, Spurenelemente in kleinen Mengen von der Pflanze benötigt.

Dem Zusatz von N, P, K, Mg und Ca sowie Fe, Mn, Zn, Cu, B und Mo kommt bei der Herstellung von Kultursubstraten und Blumenerden besondere Bedeutung zu. Calcium wird in der Regel als kohlensaurer Kalk (CaCO3) zugegeben und nicht als Teil eines Düngemittels. Schwefel ist meist ein Nebenbestandteil der üblicherweise zugemischten Mehrnährstoffdünger und wird kaum gesondert zugegeben.

Nährelemente, die Kultursubstraten und Blumenerden zugegeben werden, und ihre Bedeutung für die PflanzeVergrößerte Darstellung von: Nährelemente, die Kultursubstraten und Blumenerden zugegeben werden, und ihre Bedeutung für die Pflanze


Mehrere Faktoren bestimmen die Menge der aufgenommenen Nährstoffe:

  • die Menge der zugeführten Nährstoffe
  • die Nährstoffform
  • der pH-Wert
  • das Wachstumsstadium der Pflanze
  • die Temperatur bei der Kultur
Drei Nährstoffformen können unterschieden werden:

  • Liegen Nährstoffe als Ionen oder Moleküle in der Substratlösung vor, so spricht man von gelösten Nährstoffen, die sofort pflanzenverfügbar sind.
  • An der Festsubstanz des Substrats adsorbierte Nährstoffe sind austauschbare Nährstoffe, da sie gegen andere Ionen ausgetauscht werden können. Man spricht von Kationen- bzw. Anionenaustauschkapazität (s. Kap. 4.4.5.1). Dabei gehen sie in Lösung und sind pflanzenverfügbar.
  • Gebundene Nährstoffe tragen praktisch nicht zur Nährstoffversorgung der Pflanzen bei (eventuell bei Langzeitkulturen). Sie sind Bestandteil stabiler organischer, aber insbesondere anorganischer Verbindungen. (Hinweis: Der im Torf gebundene Stickstoff wurde bei der früheren Moorbrandkultur erst durch das Brennen der getrockneten Mooroberfläche freigesetzt; anschließend konnte Buchweizen angebaut werden.)
Die Verwendung von vollwasserlöslichen Mehr-, Zwei- oder Einzelnährstoffdüngern mit Spurenelementen ist üblich. Die Kombinationsmöglichkeiten sind dabei fast unendlich, müssen aber immer dem Bedarf und Zweck angepasst sein. Bei der Herstellung von Substraten für Langzeitkulturen spielen langsam fließende Dünger und umhüllte Depotdünger eine wichtige Rolle. Deren Freisetzungsraten sind in Abhängigkeit von der Temperatur des Substrats zu beachten; auch der Feuchtigkeitsgehalt des Substrats spielt dabei eine Rolle.

Richtwerte nach DIN 11540 zur Beurteilung handelsüblicher Hochmoortorfe, Kultursubstrate und BlumenerdenVergrößerte Darstellung von: Richtwerte nach DIN 11540 zur Beurteilung handelsüblicher Hochmoortorfe, Kultursubstrate und Blumenerden
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Die Messung der Nährstoffgehalte in Substraten erfolgt in Deutschland fast ausschließlich nach Methoden des VDLUFA. Der VDLUFA hat die europäische CAT-Methode (EN 13651) für die Nährstoffbestimmung aufgenommen. Daneben werden Analysen aber noch nach anderen Methoden durchgeführt. Die Bedeutung Europäischer Normen nimmt aufgrund der zunehmenden Verwendung dieser Normen in anderen EU-Ländern und der internationalen Vermarktung von Kultursubstraten zu. So bezieht sich die DIN 11540 nicht auf VDLUFA-Methoden, sondern auf EN-Normen, soweit sie die entsprechenden Parameter abdecken.

Die Volumenanteile der eingesetzten Ausgangsstoffe müssen bei der Zugabe von Düngemitteln berücksichtigt werden, um Fehlmischungen zu vermeiden. Hochmoortorf enthält praktisch keine Nährstoffe. Wird ein reines Torfkultursubstrat hergestellt, so wird dem Torf genau die Nährstoffkombination und -menge zugesetzt, die für die jeweilige Kultur und das Wachstumsstadium der Kulturpflanze benötigt wird. Wird beispielsweise Substratkompost als Substratbestandteil mit eingesetzt, müssen insbesondere die Kalium- (K2O) und Phosphat-Gehalte (P2O5) berücksichtigt werden, da diese meist in nicht unerheblicher Menge im Kompost enthalten sind. Das bedingt eine Analyse der Nährstoffgehalte des Komposts vor dem Mischen. Gleiches gilt für Rindenhumus, Kokosmark, Holzfaserstoffe und andere Materialien.

Nährstoffbedürfnis und Salzverträglichkeit


Das Nährstoffbedürfnis und somit die Salzverträglichkeit gärtnerischer Kulturen kann sehr unterschiedlich sein. Man unterteilt daher in Pflanzengruppen mit geringem (salzempfindlich), mittlerem (weniger salzempfindlich), hohem (salzverträglich) und eventuell noch sehr hohem Nährstoffbedarf (salzunempfindlich), wobei die Übergänge fließend sind.

Substrate mit niedrigem Nährstoffgehalt werden beispielsweise bei der Aussaat, für die Stecklingsvermehrung oder zum Pikieren eingesetzt. Es gibt Pflanzengruppen, die einen niedrigen Nährstoffbedarf haben und zu den salzempfindlichen Gattungen gezählt werden. Einen mittleren Nährstoffbedarf haben die meisten Zierpflanzen. Aber auch manche Gemüsearten werden in mäßig aufgedüngten Substraten kultiviert. Nährstoffbedürftige Pflanzen, wie manche Balkonpflanzen, werden in Substraten mit hohen Nährstoffgehalten getopft und im Kulturverlauf entsprechend gedüngt. Grundsätzlich wird die Höhe des Salzgehaltes von der Höhe der Düngerzugabe bestimmt. Des Weiteren sind die Substratausgangsstoffe selbst dafür mitbestimmend.

Der allgemein favorisierte niedrige Nährstoffvorrat bei der Substratbevorratung beträgt 150 bis 200 mg Stickstoff pro Liter Substrat, was etwa 20 bis 30 % des Gesamtnährstoffbedarfs eines Alpenveilchens im 11-cm-Topf entspricht(3) . Betriebseigene Mischungen mit z. B. betriebseigenen Komposten, die einen hohen Phosphat- und vor allem Kaliumvorrat haben, aber auch industriell hergestellte Substrate mit hoher Nährstoffbevorratung, sind bei Kulturmethoden mit Kapillarbewässerungssystemen (Gießmatte, Anstautisch) nicht zu empfehlen. Durch den kapillaren Aufstieg der im Wasser gelösten Nährstoffe reichern sich diese auf der Substratoberfläche von Töpfen an. Die Nährstoffe und Salze sind deshalb im Substrat nicht gleichmäßig verteilt. Junge Triebe und Blätter können somit Verbrennungen erleiden, die umso stärker sind, je höher die Nährstoffbevorratung und der damit einhergehende Salzgehalt im Substrat sind.

Substrate, wie Ton- oder Rindenkultursubstrate, mit guter Pufferkapazität sind bei der Aufdüngung und im Kulturverlauf bezüglich eventueller Nährstoffüberversorgung weniger kritisch zu betrachten als reine Torfsubstrate. Regelmäßige Substratanalysen während der Kultur geben Aufschluss über vorzunehmende Düngungsmaßnahmen.
EVERS(4) hat den oben genannten Bedarfsgruppen Richtwerte für die Nährstoffversorgung von Topfpflanzen zugeordnet, die hier erweitert worden sind. Dabei ist anzumerken, dass in der heutigen Praxis eher mit niedrigen Aufdüngungswerten gearbeitet wird als früher.

Richtwerte für Nährstoffbedarfsgruppen von Zierpflanzen im Endtopf; Analysewerte für Topfsubstrate bei KulturbeginnVergrößerte Darstellung von: Richtwerte für Nährstoffbedarfsgruppen von Zierpflanzen im Endtopf; Analysewerte für Topfsubstrate bei Kulturbeginn
(4) ,erweitert


(1) NELSON, P. V. (1996): Macronutrient fertilizer programs. In: Reed, D. (Hrsg.): Water, media and nutrition for greenhouse crops ¬– a grower’s guide. Ball Publishing, Batavia, S. 141-170.
(2) DIN DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E. V. (2005): DIN 11540 Torfe und Torfprodukte im Gartenbau und Garten- und Landschaftsbau – Prüfverfahren, Eigenschaften, Technische Lieferbedingungen. Ausgabe 2005-04. Beuth Verlag GmbH, Berlin.
(3) HENRIKS, L. & SCHARPF, H.-C. (1992): Bedarfsorientierte Ernährung von Zierpflanzen. Düngen im Zierpflanzenbau. Verlag Bernhard Thalacker, Braunschweig.
(4) EVERS, G. (1998): Düngelexikon für den Gartenbau – Begriffe der Pflanzenernährung und Düngung von A bis Z. Bernhard Thalacker Verlag GmbH & Co. KG, Braunschweig.