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Die Quantis-Studie

Eine umfassende Studie mit Bezug auf Substratausgangsstoffe und Substrate wurde von QUANTIS(1) erstellt, einem der weltweit führenden Beratungsbüros für die Erstellung von Ökobilanzen. In dieser Studie „Comparative life cycle assessment of horticultural growing media based on peat and other growing media constituents“ wurden Ökobilanzen für die neun Substratausgangsstoffe Rinde, Kokosmark, Grüngutkompost, Mineralwolle, Schwarztorf, Weißtorf, Blähperlit, Reisspelzen und Holzfasern erstellt. Quantis hat des Weiteren Ökobilanzen für aus diesen Ausgangsstoffen empirisch formulierte Substrate (Referenzmischungen) erstellt.

Die Studie wurde gemäß den methodischen Vorgaben der ISO-Normen 14040 und 14044 durchgeführt. Substrate weisen je nach Anwendungsbereich unterschiedliche Eigenschaften auf. Fünf Anwendungsbereiche wurden festgelegt:

  • Fruchtgemüse (wie Tomaten, Paprika, Schlangengurken)
  • Topfpflanzen
  • Jungpflanzenproduktion in Multizellenplatten
  • Kultur von Baumschulpflanzen in Containern
  • Blumenerden für den Hobbymarkt
Nur Mischungen innerhalb eines Anwendungsbereichs können direkt miteinander verglichen werden, da diese ähnliche Eigenschaften aufweisen. Einzelne Ausgangsstoffe dürfen nur dann miteinander verglichen werden, wenn sie für sich allein im selben Anwendungsbereich verwendet werden können. So können z. B. Weißtorf und Kokosmark miteinander verglichen werden, wenn sie zu je 100 % als Ausgangsmaterial für die Herstellung eines Topfsubstrats verwendet werden, nicht aber Reisspelzen oder Kompost, da diese nicht für sich eingesetzt werden können. Allerdings geben alle ermittelten Werte eine Orientierung für den Einfluss der einzelnen Ausgangsstoffe auf die Umwelt. Bei der Studie handelt es sich ausschließlich um eine Studie über die Umweltauswirkungen der oben genannten Substratausgangsstoffe – die Substrattauglichkeit/Pflanzenverträglichkeit und soziale Aspekte (z. B. Arbeitsbedingungen bei der Produktion) werden in Ökobilanzen nicht berücksichtigt. Im Rahmen der Quantis-Studie wurden alle Prozesse der neun Ausgangsstoffe über ihren gesamten ‚Lebenszeitraum‘ erfasst. Dazu gehören:

  • Produktion: alle Aktivitäten zum Abbau oder Anbau (z. B. die maschinelle/technische Ausstattung und die Infrastruktur für die Moorentwässerung, Torfernte und Folgenutzung; für Rinde die Holzernte; für Kokosmark die Kokosnussernte)
  • Lieferung: Transport per Lkw, Zug oder Schiff von der Produktionsstätte zu den Verarbeitungs- und Mischbetrieben
  • Aufbereitung und Substratproduktion: Energie- und Wasserverbrauch; Zusatz von Kalk und Düngemitteln
  • Vertrieb: Transport der Substrate zum Kunden per Lkw, Zug oder Schiff
  • Verwendung: Zersetzung (der organischen Substanz) der Substrate während der Kultur
  • Lebensende (End-of-Life): Zersetzung (der organischen Substanz) der Substrate nach der Kultur bis zur Mineralisierung

Auswirkungen der Substratausgangsstoffe auf umweltrelevante Wirkungskategorien


Die für Substrate umweltrelevanten Wirkungskategorien (Indikatoren) sind Klimawandel, Ökosystemqualität, Ressourcenverbrauch und menschliche Gesundheit. Als funktionelle Einheit dient der Kubikmeter Substrat bzw. Ausgangsstoff nach EN 12580; alle Ergebnisse basieren auf dieser Einheit.
Die Indikatoren, die sich auf die Ökobilanz von Kultursubstraten und Blumenerden auswirken und in der Quantis-Studie analysiert wurden, sind nachfolgend definiert.



Betrachtung der Ergebnisse der Quantis-Studie


Ökobilanzstudien basieren zum einen auf Fakten, z. B. wie viel Diesel ein Fahrzeug für eine bestimmte Strecke benötigt; zum anderen auf Annahmen, welche die zu ermittelnden Ergebnisse ebenfalls stark beeinflussen. So kann die angesetzte Rohdichtefrisch oder der angenommene C-Gehalt eines Ausgangsstoffes, mit dem gerechnet wird, zu einem besseren oder schlechteren Resultat für den Indikator Klimawandel beitragen. Daher wurden in der Quantis-Studie entsprechend den ISO-14044-Vorgaben systematische Fehlereinschätzungen zur Quantifizierung der Unsicherheit in den Zwischenergebnissen durchgeführt und in die Ergebnisse mit aufgenommen.

Die Studie zeigt, dass alle Substratausgangsstoffe und alle Substrate Einfluss auf die oben genannten umweltrelevanten Wirkungskategorien und somit einen ökologischen Fußabdruck haben, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Dabei kann kein Substrat identifiziert werden, das für alle vier Wirkungskategorien die höchsten oder geringsten Auswirkungen hat. So hat von den untersuchten Substratausgangsstoffen

  • Torf die höchsten Auswirkungen auf den Klimawandel und Ressourcenverbrauch. Substratmischungen, die einen relativ hohen Torfanteil enthalten, haben somit eine größere Auswirkung auf diese Indikatoren.
  • Kokosmark die höchsten Auswirkungen auf die Ökosystemqualität. Substrate, die einen hohen Anteil an Kokosmark besitzen, haben die größte Auswirkung auf diesen Indikator.
  • Kompost die höchsten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Substrate, die einen hohen Anteil an Grünkompost haben, weisen eine größere Auswirkung auf diesen Indikator auf.
Bei der Betrachtung und Beurteilung der Umweltauswirkungen einzelner Substratausgangsstoffe spielen die oben genannten Prozesse von der Rohstoffgewinnung bis zum Lebensende des jeweiligen Substrats eine wichtige Rolle.



Fazit zu Ökobilanzen


Zu berücksichtigen ist, dass jeder Ausgangsstoff die physikalischen, chemischen oder biologischen Funktionen und somit die Funktionalität des Substrats beeinflusst. Durch die Wahl der Ausgangsstoffe werden auch die Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit der Substratproduktion beeinflussen, mehr oder weniger stark beeinflusst. Die Verwendung eines Ausgangsstoffes, der alternativ für einen anderen verwendet wird, führt entweder zu keiner geänderten, einer geminderten oder gesteigerten Umweltauswirkung. Die Wahl für oder gegen einen Ausgangsstoff trifft der Substrathersteller/Gärtner vorrangig auf Basis seines gärtnerischen Sachverstandes und der Anforderungen an das Substrat; dazu zählen die Substrateigenschaften, Kulturansprüche und -sicherheit, langfristige Verfügbarkeit und gleichbleibende Qualität.

Die Quantis-Studie basiert zum Teil auf Durchschnittswerten, die von den beteiligten Firmen oder aus Statistiken stammen, und kann gut der Orientierung zur verantwortungsvollen Verwendung von Substratausgangsstoffen dienen. Sie ist aber nicht repräsentativ für einzelne Länder, Regionen, Bundesländer oder gar einzelne Unternehmen. Im Sinne der nachhaltigen Unternehmensentwicklung haben manche Firmen der Substratbranche damit begonnen, eigene Ökobilanzen bzw. Klimabilanzen – in Anlehnung an die Quantis-Studie – zu erstellen. Transport und Vertrieb zeigen sich in der Studie als wesentliche Faktoren, die Ökobilanzen beeinflussen. Dies wird bereits in einer früheren kanadischen Studie bestätigt(2) .

(1) QUANTIS (2012): Comparative life cycle assessment of horticultural growing media based on peat and other growing media constituents. [http://www.epagma.eu/default/home/news-publications/news/Files/MainBloc/EPAGMA_Growing-media-LCA_Final-report _2012-01-17_Quantis.pdf, abgerufen am 12.06.2015.]
(2) CSPMA Canadian Sphagnum Peat Moss Association (2011): Environmental product fact sheet – quantitative environmental information on the life cycle of Canadian sphagnum peat in horticulture. 6 S., St. Albert, Kanada.